April-Text der Stadträtin Gitte Hutter aus Leonberg

Oh, wie schön ist Panama! Man könnte gerade meinen, dass das Schiff "Verwaltung/Gemeinderat" im Glems-Kanal havariert ist und nicht mehr vorwärts und rückwärts kommt. Anstatt die Segel zu setzen, alle gemeinsam in einem Boot zu sitzen und in dieselbe Richtung zu rudern, werden Luxusprobleme par excellence in jeglicher Couleur diskutiert.

Die wirklich existenziellen Probleme, das Virus in den Griff zu bekommen, Existenzen und Menschenleben zu retten, Personalausweise auszustellen, Bauanträge zu bearbeiten, drängen in den Hintergrund. Als Bürgerin kann man sich zu Recht fragen "Was machen die Gewählten da?" Wir hatten alle einen Eid abgelegt: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden“. Wenn die Gewählten nicht mal in einer Krise zusammenarbeiten können, wann denn dann? Unser Job ist es genau jetzt die wesentlichen Themen zu fokussieren, die politische Couleur in den Hintergrund zu stellen und die Stadt so aufzustellen, dass sie noch in Jahren am pulsieren ist. Alles andere ist ein Tritt für alle die, die um ihre Existenz bangen und in den systemrelevanten Berufen arbeiten. Ja, man kann die Verwaltung in Leonberg modernisieren und ins nächste Jahrtausend führen, aber dafür benötige ich auch Personal, das rudert. Und das fehlt an vielen Ecken und Enden. Prozesse muss man immer wieder optimieren. Jeden Tag ändern sich die Anforderungen. Diese Optimierungen im laufenden Prozess zu verändern bedarf Personal, Schulungen, Zeit. Man muss das Schiff, in dem wir alle sitzen, endlich klimaneutral betreiben und an die Zukunft unserer Kinder denken. Gleichzeitig fehlen auch Kajüten für die „Crew“, die Bürger, die in der Stadt leben, Laptops für alle Schüler. Viele öffentliche Gebäude sind marode und keiner weiß, wie lange sie noch betrieben werden können, wenn wir die Sanierungen weiter in die Zukunft verschieben. Heute haben schon viele Menschen kein Obdach mehr, morgen sind es Hunderte. Ich möchte nicht, dass eine Leonberger Bürgerin, egal welches Alter, auf der Strasse leben muss. Doch genau dahin bewegen wir uns, weil wir Zeit fürs diskutieren verschwenden. Unsere Bürger haben aber keine Zeit mehr! Wenn wir jetzt nicht den Kurs ändern und gemeinsam in eine Richtung rudern, sind wir  manövrierunfähig. Wir kommen ab von den zentralen Zielen für die Stadt, für die Bürger. Es ist schon lange überfällig, dass wir im Gemeinderat unseren Job machen sollten und uns endlich an § 35 Abs. 2 GemO, Verschwiegenheitspflicht, halten: “Verfassung und Gesetz wahren, meine Pflichten gewissenhaft und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“ Oh, wie schön ist Panama!